Oder: vom Einleben der Erstis, nervenaufreibenden Projekten und Jobs neben dem Studium – ein paar Einblicke in den Verlauf des bisherigen Wintersemesters
Nachdem die Hochschule im Oktober alle Studierenden der Fakultät aufgrund eines Corona-Falls zuhause lassen musste, konnte der Unterricht im November verhältnismäßig normal fortgesetzt werden. Online-Vorlesungen und Seminare in Präsenz wechseln sich ab und das Wintersemester an der HSZG ist wieder in vollem Gange.
…hab ich mich gefragt. Also habe ich mich direkt an Anne, Tourismusmanagement-Neuling an der HSZG, gewandt. Wobei das nicht ganz korrekt ist, denn Erfahrung mit der Tourismusbranche bringt Anne bereits mit. Nach einer abgeschlossenen Ausbildung zur Hotelfachfrau entschied sie sich dafür, Tourismus in Görlitz zu studieren. Warum hast du dich für ein Tourismus-Studium in Görlitz entschieden?
„Also zum einen, weil dadurch die Möglichkeit besteht, später in einer höheren Position zu arbeiten, z.B. im Sales oder Marketing Bereich. Viele dieser Themen waren kein Bestandteil meiner Ausbildung. Und zum anderen besteht dadurch natürlich die Aussicht auf ein höheres Gehalt. Ich hatte schließlich 3 Jahre Zeit, mir genau zu überlegen, was ich mal machen möchte. ;)“
Üblicherweise findet an der HSZG eine Einführungswoche für die Neu-Immatrikulierten statt, mit verschiedenen Angeboten um die Hochschule und die Stadt Görlitz kennenzulernen. Wie war die Ersti Woche für dich?
“In der Ersti Woche habe ich auch nur an den Seminaren teilgenommen und nicht z.B. am Stadtspiel. Die Einführung in die online Lehre war sehr hilfreich. Da haben wir Opal, Citavi, BBB und das WLAN eingerichtet. Die Ersti Woche war okay.“
Gerade diese Programme für die Online-Lehre sind für die meisten Neuland. Wie kommst du bisher mit der Lehre und mit den Programmen zurecht?
“Ich komme gut mit dem Online-Unterricht und Opal zurecht. Anfangs war es etwas schwierig, die richtigen Links zu den BBB (virtuellen) Seminarräumen zu finden. Außerdem warf der Stundenplan zu Beginn Verwirrung auf. Wenn im Stundenplan ein BBB Link steht, sind einige davon ausgegangen, dass die Veranstaltung entweder nur online stattfindet, oder wir uns aussuchen können ob wir von Zuhause aus zuhören oder präsent sind.“
Hast du dir das Studium so vorgestellt?
“Eigentlich hatte ich keine richtige Vorstellung wie das Studium sein wird. Für mich steht seit 4-5 Jahren fest, dass ich Tourismusmanagement studieren möchte, weil ich gern reise und meine Ausbildung Spaß gemacht hat (bis auf die Schichten und die Arbeit am Wochenende ;))
Ich hätte aber gedacht, dass wir mehr Seminare/Vorlesungen in der Woche haben, ähnlich wie in der Schule früher 4-6 Stunden.“
Für das Studium bist du auch nach Görlitz gezogen. Wie gefällt dir die Stadt?
“Görlitz hat eine schöne Altstadt, einen schönen See und günstige Mieten im Vergleich zu Dresden, wo ich meine Ausbildung zur Hotelfachfrau gemacht habe. Ursprünglich komme ich aus der Region also ist mir Görlitz nicht "neu". Die Straßenbahnen könnten öfters fahren, aber okay.“
Welche Projekte stehen bei euch dieses Semester an?
“Wir haben ein Projekt im Lausitzer Seenland, aber die Exkursion wurde vorerst wegen Corona abgesagt.“
Äußert bedauerlich, wie ich finde. Auch wir hatten im ersten Semester eine Exkursion ins Lausitzer Seenland mit vielen interessanten Stopps, wie der Fürst-Pückler Park Bad Muskau, der Bärwalder und Großräschener See und der Tagebau Welzow. Wir erinnern uns gern an diese lehrreiche und lustige Exkursion zurück und wünschen den Erstis, dass sich die Chance ergibt, dies irgendwann nachzuholen.
Alles in allem scheinen sich die Erstis gut an der Hochschule eingelebt zu haben und generell mit der neuen Form der Lehre zurechtzukommen.
Kennt ihr das auch? Es ist das klassische Problem vieler Studierenden. Nicht jeder hat einen Anspruch auf BAföG, oder selbst wenn, wird es doch manchmal knapp in der Kasse. Die Lösung ist daher für viele ein Minijob neben dem Vollzeitstudium. Auch in meinem Matrikel haben die meisten Studierenden einen Nebenjob. Viele von uns arbeiten kurzfristig beschäftigt in einem Hotel- oder Gastronomiebetrieb. Das ist zum einen naheliegend, weil diese Jobs der Tourismusbranche angehören und man so schon einmal kleine Einblicke in die Praxis bekommt und Arbeitserfahrungen für später sammelt. Zum anderen handelt es sich auch einfach um Jobs, die fast immer und überall angeboten werden. Jedenfalls war das vor Corona so. Durch den pandemiebedingten Lockdown und die Regelungen der Regierung mussten zahlreiche Restaurants und Hotels schließen. Auch wenn einige wenige Lokale noch Essen liefern, so ist Bedarf an Aushilfskräften derzeit bei Null.
Das geht auch meinem Kommilitonen Akram so. Auch er hat bis vor kurzem noch in einem Restaurant in der Görlitzer Altstadt gearbeitet, das nun aber geschlossen hat.
„Der nächste Monat wird hart, ohne das zusätzliche Einkommen. Aber mir fehlt auch der Ausgleich zum Uni-Alltag, die körperliche Arbeit und Bewegung nachdem man ein paar Stunden in der Vorlesung saß. Ich mache jetzt mehr Sport, um einen Ausgleich zu finden.“
Das einzig Gute an der hoffentlich bald vorübergehenden Arbeitslosigkeit ist, dass man sich nun voll und ganz auf das Studium konzentrieren kann, denn das ist derzeit auch unumgänglich. Die Tourismus-Studierenden des 5. Semesters sehen sich derzeit mit vielen zeitaufwendigen Projekten beauftragt. Neben den Vorlesungen und Seminaren müssen wie üblich auch Referate und Workshops in Gruppen oder alleine bearbeitet werden.
Hinzu kommt ein Projekt, welches im vorangegangen Artikel (Tourismus studieren mit Praxisnähe - auch trotz Corona!) schon einmal erwähnt wurde – Working Across Borders, ein internationales Projekt, bei dem Studierende aus verschiedenen Ländern und Universitäten gemeinsam Aufgaben lösen.
Dabei müssen wöchentlich 1 bis 2 Online Meetings aller Gruppenmitglieder stattfinden. Da unsere „Teammates“ nicht nur aus Europa, sondern auch aus Kanada oder Indonesien kommen, gestaltet sich die Terminfindung für ein Meeting meist schwierig. Wenn man die Zeitverschiebung, volle Stundenpläne und das gelegentliche Bedürfnis nach Schlaf eines jeden zu berücksichtigen versucht, sind die Möglichkeiten nicht allzu groß. So basteln wir die Online Treffen mit unseren Gruppen zwischen Seminaren ein, aber auch die Wochenenden und Nächte bleiben nicht länger verschont.
Auch im laufenden Planspiel im Modul Destinationsmanagement sind die organisatorischen Fähigkeiten aller Studierenden gefragt. Fast täglich verhandeln und diskutieren wir als Mitarbeiter von fiktiven Hotels, Eventdienstleistern und Tourismusorganisationen über Entscheidungen und Geldinvestitionen die zum Wohl oder Übel eines Alpenortes in der Schweiz getroffen werden sollen. Schnell haben alle erkannt, wie der Hase läuft. Im Verlauf dieses Projektes wurden Allianzen zwischen „Unternehmen“ geschmiedet und Unmengen imaginäres Geld für mehr oder weniger gemeinnützige Zwecke investiert.
Ebenso wie in den anderen Semestern sind außerdem Exkursionen, beispielsweise in das Dresdner Heideland oder in das Erzgebirge geplant, die jedoch ebenfalls verschoben oder abgesagt wurden.
Bleibt abzuwarten und zu hoffen, dass diese Ausflüge bald wieder möglich sein werden.