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19. September 2018

Vortrag zu Rechtsfragen der Digitalisierung auf der Jahrestagung der Akademie für Ethik in der Medizin e.V.

Professor Dr. Hahn spricht auf der Jahrestagung der Akademie für Ethik in der Medizin e.V. (Medizin 4.0 — Ethik im digitalen Gesundheitswesen)

Professor Dr. Erik Hahn hat am 14. September 2018 auf der Jahrestagung der Akademie für Ethik in der Medizin e.V. (AEM) einen Vortrag zum Thema „Das Recht auf Nichtwissen des Patienten bei algorithmengesteuerter Risikoermittlung unter Einsatz von Big Data“ gehalten. Die Konferenz mit dem Rahmenthema "Medizin 4.0 — Ethik im digitalen Gesundheitswesen" fand an der Universität zu Köln statt und wurde gemeinsam von der AEM und dem Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health (ceres) ausgerichtet. Gegenstand des Referats war die Frage, ob die rasant fortschreitende Entwicklung bei der algorithmengesteuerten Risikoermittlung in der Medizin eine gesetzgeberische Antwort zum Schutz des „Nichtwissens“ der Patienten verlangt. Ebenso wie genetische Untersuchungen und Analysen, die dem Patienten sein unveränderliches Schicksal aufzeigen, können auch (andere) algorithmengesteuerte Risikoermittlungsverfahren dem Patienten einen vergleichbar intensiven (prädiktiven) Blick in seine eigene Zukunft ermöglichen. Dabei kann nicht ohne weiteres unterstellt werden, dass alle Patienten den Wunsch nach Kenntnis ihres eigenen Schicksals haben. Aus diesem Grund hat der Gesetzgeber die Preisgabe genetischer Informationen durch den Arzt an eine Einwilligung des Patienten geknüpft. In dem Vortrag wurde die Frage diskutiert, ob eine allgemeingültige Regelung zum Schutz des „Rechts auf Nichtwissen“ außerhalb des Gendiagnostikgesetzes erforderlich ist. Dabei ist zu berücksichtigen, dass inzwischen nicht nur klassische Akteure der Gesundheitswirtschaft die Möglichkeit haben, zukunftsgerichtete Aussagen zur Gesundheitsentwicklung ihre Kunden zu treffen. So wurde etwa an der Columbia University in New York unlängst der Versuch unternommen, anhand von Eingaben in die Suchmaschine Bing das zukünftige Bauchspeicheldrüsenkrebsrisiko des Nutzers zu ermitteln.

Das überarbeitete Manuskript zum Vortrag ist zur Veröffentlichung in der Zeitschrift Medizinrecht (MedR) im Springer-Verlag vorgesehen.

  


Prof. Dr. iur. Erik Hahn 

Professur für Zivilrecht, Wirtschaftsrecht und Immobilienrecht
Fakultät Wirtschaftswissenschaften und Wirtschaftsingenieurwesen &
Institut für Gesundheit, Altern und Technik (GAT)
Hochschule Zittau/Görlitz
Haus Z II, Raum 002
Schliebenstraße 21
02763 Zittau 
03583 612-4619
erik.hahn@hszg.de