Was du kannst auf Dienstag schieben, lass doch gleich bis Freitag liegen!
Prokrastination ist schlecht. Das ist allgemein bekannt. Wikipedia meint auch „[Das extreme Aufschieben] ist eine pathologische Störung, die durch ein unnötiges Vertagen […] von Aufgaben gekennzeichnet ist, sodass ein Fertigstellen nicht oder nur unter Druck zustande kommt.“
Aufschieberlinge kriegen nichts auf die Reihe, sind sowieso faul und enden letztlich doch immer bei Katzenvideos. Das scheint so der allgemeine Konsens zu sein.
Ich, Alexandra, bin bekennende Prokrastinateurin und fühle mich eigentlich ganz wohl damit. Also will ich herausfinden, wie wir Prokrastination für uns benutzen können und frage mal bei meinen Touri-Kommilitoninnen nach.
Julia hat das sogenannte „Studierendensyndrom“ fantastisch auf den Punkt gebracht:
„Wenn ich weiß, in vier Wochen steht die Prüfung an, wäre es total schlau jetzt mit dem Lernen anzufangen. Mach ich aber nicht. Weil ich mir denke „Ich habe ja noch vier Wochen, das reicht ja“. Und wenn ich dann nur noch eine Woche Zeit habe, bekomme ich ein schlechtes Gewissen, fange aber an andere Dinge zu erledigen z.B. die Wohnung zu putzen oder Sachen auszusortieren. Wenn dann nur noch fünf Tage bis zur Prüfung sind, bekomme ich Panik und fange tatsächlich an zu lernen.“
Auch Lisa sagt:
„Nicht, dass ich froh darüber bin, die Weltmeisterin in Prokrastination zu sein, aber irgendwie schafft man dann doch immer alles.“
Das gibt doch Grund zur Hoffnung, oder? Aufschieben und dabei noch Prüfungen bestehen. Zugegebenermaßen geht das aber auch mit einem hohen emotionalen Stresslevel einher.
Glücklich war ich daher, als ich auf John Perry aufmerksam wurde. Der Stanford-Professor teilt meine Meinung, dass Prokrastination produktiv sein kann, und hat sogar ein Buch darüber geschrieben. „The Art of Procrastination“ nimmt allen Angehörigen der „Morgen mach ich das dann aber wirklich“-Fraktion das schlechte Gewissen und bietet gleichzeitig die Gelegenheit, sich von wichtigeren Dingen abzulenken.
John Perry macht uns mit der Kunst des „strukturierten Prokrastinierens“ bekannt. Das ist das Prinzip, das Julia schon ganz automatisch anwendet: „Wenn ich prokrastiniere, dann versuche ich unangenehmen Aufgaben aus dem Weg zu gehen. Dinge von denen ich weiß, ich muss sie früher oder später machen, aber im Moment einfach keine Lust dazu habe. Dann versuche ich mich davor zu drücken. Tatsächlich kann es von Nutzen sein, Dinge aufzuschieben, dann machst du all die Dinge, die du bis dato aufgeschoben hast.“
Allen Prokrastinierenden dieser Welt empfehle ich unsere gemeinsame „pathologische Störung“ mit einem ausgeprägten Faible für Checklisten zu kombinieren. Für mich funktioniert das folgendermaßen:
Jetzt hast du 2 Optionen:
Und so schafft man es dann auch ganz gut durch die Prüfungszeit zu kommen. Um die nächste Prüfungszeit etwas zu versüßen, haben wir hier mal ein paar Tipps und Tricks gesammelt.
Im Allgemeinen gilt: Social Media & Netflix sind der Feind eines jeden Aufschieberlings. Da hilft meistens nur noch deinstallieren. Sophia hat für sich herausgefunden:
„Am produktivsten Lernen kann ich früh, zwischen 8.00 und 11.00 Uhr. Dann bin ich auch konzentrierter und erledige Aufgaben von denen ich weiß, dass sie mir schwerer fallen. Aber dann kann ich ein Häkchen dahinter setzen. […] Ich bin auch so ein Mensch, der zum Prokrastinieren gerne putzt oder aufräumt. Wenn ich mich in dem Zimmer, in dem ich lerne, nicht wohlfühle, dann muss ich das erst mal ändern. Immer zur Prüfungszeit stelle ich deswegen auch meinen Schreibtisch um.“
Lucy hingegen versucht Prokrastination zu vermeiden, indem sie sich einen Lernplan schreibt. Dabei ist es ja auch völlig in Ordnung nicht die ganze Zeit durchzulernen. Lieber mal eine Zeit lang konzentriert zu arbeiten und dann etwas ganz anderes zu machen, ist manchmal viel effektiver. Lucy meint
„In der Prüfungszeit habe ich mich fast jeden Tag mit Freunden zum Kaffee trinken getroffen und wir haben immer einen Anlass gefunden, um uns abzulenken.“
Dabei kann sogar diese Ablenkung sehr produktiv sein! Sophia trifft sich gerne mit Freunden zum Lernen
„und sei es nur, um sich beim Spazieren gehen gegenseitig Fragen zu stellen. Denn immer, wenn man etwas erklären muss, verinnerlicht man es auch besser. Ich denke, es ist ganz wichtig sich mit Kommiliton:innen abzusprechen oder zusammen zu lernen, um sich gegenseitig auf Lücken aufmerksam zu machen. Sowas lässt sich auch ganz gut mit Kaffeetrinken, Kochen oder Spazierengehen verbinden. Das ist dann auch keine Prokrastination, die ins Nichts führt.“
Herzlichen Glückwunsch an dich! Du hast es geschafft, diesen Text bis zu Ende zu lesen und dich damit wahrscheinlich von wichtigeren Dingen abzulenken. Also hoffe ich, er konnte dir ein bisschen helfen oder wenigstens ein gutes Gewissen verschaffen.
Liebe Grüße vom selbsternannten Prokrastinations- Profi Alexandra
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