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30. April 2021

Meckern kann jeder. Etwas ändern kannst nur du.

Über Hochschulpolitik, Gremienarbeit und studentisches Engagement

StuRa, FSR, StuKo … Zwischen Abkürzungen und Politikverdrossenheit

Zugegeben, zu den letzten Gremienwahlen habe ich nicht gewählt. Asche auf mein Haupt! Die Politikverdrossenheit unserer Generation wird ja immer wieder angeprangert und in diesem Fall sogar zu Recht. Das liegt auch ein bisschen daran, dass ich, Alexandra, Studierende im Tourismusmanagement, die Wahlen einfach nicht auf dem Schirm hatte: online und mitten in der Prüfungszeit.
Aber das ist eine schlechte Ausrede. Eigentlich liegt es nämlich daran, dass ich absolut keinen Durchblick habe, was Gremien betrifft. Und wenn ich schon wähle, will ich ja wissen was, wen und wofür! Also will ich meine Politikverdrossenheit jetzt wieder gut machen und tauche mal in die Tiefen der Hochschulpolitik ein. Vor allem will ich aber wissen, was Studis dazu bringt, sich neben Studium, Nebenjob und verdienter Freizeit auch noch zu engagieren.

Bei welchem Rat bin ich gut beraten?

Damit Demokratie im Hochschul-Kontext gelebt werden kann, müssen auch Studierende ein Wörtchen mitreden können. Daher gibt es in allen entscheidenden Gremien zwingend ein paar Plätze für studentische Vertreter. Wie der Name schon sagt, vertreten diese die Interessen der Studierenden. Zum Beispiel in den Fachschaftsräten (FSR). Jede Fakultät hat ihren eigenen FSR und alle Angehörigen einer Fakultät können sich von ihren Kommiliton:innen in den jeweiligen Fachschaftsrat wählen lassen.

Nikola studiert Wirtschaft und Sprachen und weil ihr Studiengang so klein ist, will sie ihm im FSR MK eine Stimme geben:

„Wir wollten mehr gesehen werden, weil wir ja so wenige sind. Ich habe mir den FSR ausgesucht, weil die Organisation und die Stimmung dort locker sind.“

Aber was macht man denn im FSR, um seine Kommiliton:innen zu vertreten?

„Wir sind nicht nur Ansprechpartner:innen für andere MK-Studierende, wenn sie Schwierigkeiten haben, sondern organisieren auch verschiedene Veranstaltungen wie zum Beispiel die Erstiwoche, die Briefwichtelaktion oder „Make It To The Top“.“

Die Fachschaftsräte entsenden dann Vertreter in den Studierendenrat. Im StuRa geht es dann fakultätsübergreifend um die Unterstützung von Studierenden. Um Probleme oder Anregungen loszuwerden, kann jede:r zu den öffentlichen Sitzungen oder den neu eingerichteten Sprechstunden kommen. Letzteres habe ich direkt mal ausprobiert, um Uta und Carl mit meinen Fragen zu löchern. Carl studiert Molekulare Biotechnologie und hat mir erklärt, was der StuRa eigentlich macht:

„Wir versuchen alle Studis gut durch die Krisenzeit zu bekommen, sei es mit dieser Sprechstunde oder dem Laptop-Verleih. Wir organisieren hochschulweite Veranstaltungen, auch um die Standorte besser zu verknüpfen, und versuchen einen positiven Impact auf das Studierendenleben in Görlitz und Zittau zu nehmen“.

Dazu stehen unsere studentischen Vertreter:innen auch wöchentlich bei der Rektoratssitzung in Kontakt mit der Hochschulleitung.

Studentengruppe, sitzend auf Bänken
Foto ©Cornelius Baier

„Wenn man sich viel engagieren möchte, gibt‘s Möglichkeiten. Wenn man sich nicht so viel engagieren will, gibt‘s genauso viele.“

Das waren die Gremien, die ausschließlich von Studierenden besetzt werden. Außerdem gibt es aber noch die Fakultätsräte, die Studienkommission und den Prüfungsausschuss sowie Senat und erweiterten Senat, in denen neben Professor:innen und Hochschulmitarbeitenden ein paar studentische Plätzchen warmgehalten werden.

Der Fakultätsrat ist für alles zuständig, was irgendwie mit der jeweiligen Fakultät zu tun hat. Zum Beispiel das Erlassen und die Änderung von Prüfungs- und Studienordnung oder um neue Studiengänge zu erfinden oder bestehende zu ändern. Dafür muss sich der Fakultätsrat aber auch mit der Studienkommission abstimmen.

Theresa studiert zwar Gesundheitsmanagement, sitzt aber in der Studienkommission für internationale Wirtschaftskommunikation. Dieser Studiengang ist erst im Entstehen und bietet für Theresa die Möglichkeit sich voll einzubringen:

„Wir vertreten bei allen Abstimmungen in der StuKo die Interessen der Studierenden, also: Sind die Module gut verteilt? Ist die Last für die Studierenden zu groß ? Wie sind die Prüfungen auf die Prüfungsformen verteilt? Gibt es einen NC oder nicht? Ich kann dann meine Meinung zu den Themen äußern und wir besprechen Kritikpunkte. Schließlich wird über jede Entscheidung, die von den Dozierenden vorbereitet wurde, abgestimmt.“

Luca macht sich für seine Mit-Studierenden nicht nur in der StuKo, sondern auch in der Prüfungsausschuss für Tourismusmanagement stark.

„Wir kümmern uns im Ausschuss um Anträge von Studierenden, die ihre Prüfung wiederholen wollen, Fristen verlängern möchten oder Leistungen anerkennen lassen möchten. Wir prüfen Anträge zur Änderung der Prüfungsordnung oder einzelner Prüfungsformen. Ich finde es wichtig, als studentischer Vertreter mit abstimmen zu können. Wir haben da nochmal einen anderen Blickwinkel als die Dozierenden. So können wir eine andere Perspektive beisteuern und letztlich den Studis helfen.“

Und was ist jetzt mit dem Senat? Das hat mir Cornelius (Kultur- & Management Student, seines Zeichens Über-Engagierter in FSR MK, StuRa und auch sonst überall dabei) erklärt:

„Der Senat ist eigentlich das wichtigste Organ der HSZG. Da wird zum Beispiel der Wirtschaftsplan verabschiedet, er ist verantwortlich für die Lehrevaluationen und alle fakultätsübergreifenden Entscheidungen. Der erweiterte Senat hat eigentlich nur eine Aufgabe: Die Wahl und Abwahl des Rektors.“

„Kommt in den StuRa – Das ist super geil!“ „Sag mal allen, dass sie in den FSR kommen sollen.“ „Das macht halt einfach Spaß.“

Aber jetzt mal zu der eigentlichen Frage: Warum investiert man so viel Zeit in ein Ehrenamt? Etwa weil es auf der Bewerbung gut aussieht? Uta studiert Informatik und engagiert sich im StuRa. Sie meint:

„Es ist interessant mitzuerleben, wie Politik funktioniert, auch wenn es „nur“ Hochschulpolitik ist. Außerdem werden wichtige Sachen besprochen und man muss ja nicht passiv alles hinnehmen, sondern kann die Sachen verbessern, die einem am Herzen liegen. Das ist schon ein wenig altruistisch: Was in meinem Studium nicht so gut gelaufen ist, will ich für die Nachfolgenden verbessern.“

Das denkt auch Theresa in der StuKo:

„Ich finde es wichtig sich einzubringen und basierend auf seinen Erfahrungen positive Einflüsse für zukünftige Studierende zu schaffen. Die Stimme der Studierenden konstruktiv geltend zu machen und sich so einzubringen“

Auch Nikola sagt:

„Es macht Spaß, man hat die Möglichkeit, das Geschehen ein bisschen zu beeinflussen, anderen Studis zu helfen und neue Leute kennenzulernen.“

Aber ist so etwas nicht wahnsinnig zeitaufwendig? Carl ist auch noch Referatsleiter für Finanzen im StuRa und antwortet eindeutig mit:

„Jein. Man muss Prioritäten setzen und wenn man mit seinem Studium einigermaßen hinkommt, geht das schon. Wenn ich jetzt nicht unbedingt bei einer Vorlesung dabei sein muss, dann kann man schon mal die Referatsleitung übernehmen.“ Übrigens kann die Arbeit als studentischer Vertreter auch dazu führen eine längere Regelstudienzeit anerkannt zu bekommen.

Meckern kann jeder, wenn du das ändern möchtest, was dich stört, dann guck doch mal bei einem dieser Gremien vorbei. An dieser Stelle also auch ein herzliches Dankeschön an all unsere studentischen Vertreter, „Über-Engagierten“ und Möglichmacher:innen, die sich die Zeit nehmen uns Studis eine Stimme zu geben.

fachlicher Ansprechpartner

Sebastian Benad
M.A.
Sebastian Benad
Fakultät Management- und Kulturwissenschaften
02826 Görlitz
Parkstraße 2
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1. Obergeschoss
+49 3581 374-4557