Detailansicht

10. März 2022

„Kein Muss, aber nicht mehr aufzuhalten!“

Der Leitfaden für gendersensible Sprache an der HSZG geht online.

Der hochschuleigene Gender-Sprachleitfaden ist am 7. März im Hochschulinformationsportal (HIP) veröffentlicht worden. Er ist Ergebnis intensiver Diskussionsrunden des Arbeitskreises, bestehend aus vier engagierten Mitarbeiterinnen der HSZG:

Im Gespräch beschreiben sie, wofür der Gender-Sprachleitfaden steht, welche zentralen Tipps für die hausinterne Kommunikation angeboten werden und wie sich die Zusammenarbeit gestaltete.

„Mit dem Gender-Sprachleitfaden ist keine sprachwissenschaftliche Publikation entstanden. Vielmehr handelt es sich um klar strukturierte Empfehlungen für alle, die gern gendern wollen, aber nicht so genau wissen, welche Möglichkeiten sie haben“, erklärt Frau Prof. Muschner.

Aus den zahlreichen Diskussionen sei ein praxistauglicher Kompromiss für die Hochschule entstanden. „Dabei bin ich von den drei Mitautorinnen nicht nur einmal von meiner sprachtheoretischen Wolke in ihren Hochschulalltag zurückgeholt worden“, schmunzelt die Sprachwissenschaftlerin. Vielfach stehe im Arbeitsalltag einfach keine Zeit zur Verfügung, sagt sie. Schnelle und klare Lösungen müssen her, damit der Brief, der Antrag, der Bericht und andere Dokumente umgehend abgeschickt werden können.

In diesem Sinne hat sich das Team für die drei Prioritäten: 1. neutrale Formulierungen, 2. das Gendersternchen und 3. die Doppelnennung entschieden. Am Ende findet sich für ganz Eilige noch ein Glossar mit gendersensiblen Formulierungen, die sich an unserer Hochschule bereits etabliert haben. „Hochschuleinheitliche Richtlinien sind schließlich für alle praktisch, die nicht immer wieder über dieselben Stolpersteine nachdenken wollen“, findet Prof. Muschner.

Dem kann Peggy Sommer nur zustimmen: „Das Ziel aus Qualitätsmanagement-Sicht war vor allem, eine einheitliche Sprache für die internen Kommunikationsvorgänge auf den Weg zu bringen, also einen Standard festzulegen.“  

Dass die vier HSZG-Mitarbeiterinnen während des spannenden Entstehungsprozesses auch viel voneinander gelernt haben, hat sie als persönliche Bereicherung empfunden. Genauso wie Antje Pfitzner: „Das Tolle an der Zusammenarbeit war, dass wir alle mit unseren eigenen Sichtweisen und Einstellungen zum Thema in die Gesprächsrunden gegangen sind. Wir haben uns in vielen Punkten angenähert und viel voneinander gelernt, sodass am Ende ein Produkt entstanden ist, hinter dem wir alle hundertprozentig stehen.“

Gleichstellungsbeauftragte Jana Reinhold ist sehr froh und auch stolz, dass die HSZG ihren Mitgliedern nun einen kleinen internen ‘Ratgeber‘ für die geschlechtergerechte Sprache zur Verfügung stellen kann: „Die Nachfrage stieg in den letzten Monaten, auch wenn die Einstellungen zu diesem Thema immer noch sehr unterschiedlich sind. Ich hoffe, wir können mit dem Leitfaden einen Beitrag leisten, Hürden und Skepsis abzubauen und Freude am geschlechtergerechten Formulieren zu wecken.“  Ihr ist es besonders wichtig, dass der Leitfaden von allen als Angebot verstanden und genutzt wird.

Denn die Frage ist schließlich auch: Gendersensible Sprache – muss das sein? „Nein“, sagt Annette Muschner. „Gendern muss nicht sein. Das ist immer eine sehr persönliche Entscheidung. Wer weiterhin das generische Maskulinum verwenden will, braucht unseren Leitfaden natürlich nicht.“

Auch aus linguistischer Perspektive stehen natürlich einige unleserliche und unverständliche Wort-Ungetüme in der Kritik, meint die Sprachwissenschaftlerin, aufhalten lasse sich der Prozess allerdings nicht mehr. „Dafür haben sich bereits viel zu viele gendersensible Worte und Formulierungen in unserer Sprache eingebürgert.“

Dies zeigen auf eindrucksvolle Weise auch die Ergebnisse der Korpuslinguistik, die riesige Textsammlungen aus Presse, Rundfunk, Fernsehen und Internet, aus der Verwaltung, der Fachliteratur und der Belletristik auswertet. „Wir sind also mittendrin“, ist sich Annette Muschner sicher.

Besonders gefreut hat das Team, dass es an der im Januar angebotenen Online-Konferenz "Gendersensible Sprache - muss das sein?" reges Interesse gab. Rund 80 Teilnehmende waren der Einladung gefolgt und nahmen an der Diskussionsrunde teil.

Der Genderleitfaden soll die Sprachentwicklung an der HSZG abbilden und begleiten. Neue Sprachgewohnheiten und Bedürfnisse werden in Zukunft immer wieder einfließen. Jana Reinhold unterstützt diese Sichtweise und resümiert: Die Erarbeitung des Leitfadens in unserem kleinen, motivierten Team hat gezeigt, wie herausfordernd und bereichernd die Sprachgestaltung sein kann. Deshalb ist der Leitfaden auch nicht in Stein gemeißelt. Wir werden ihn weiterentwickeln und freuen uns über Hinweise und Anregungen.“

Zum Gender-Sprachleitfaden geht es hier!

Fragen und Anregungen sind jederzeit willkommen.

Wir freuen uns auf Ihre Ideen!

Kontakt:

Foto: Dr.-Ing. Jana Reinhold
Ihre Ansprechperson
Dr.-Ing.
Jana Reinhold
Fakultät Maschinenwesen
02763 Zittau
Schwenninger Weg 1
Gebäude Z VII, Raum 130
1.Obergeschoss
+49 3583 612-4948