Für das gemeinsame Lernen mit Kommiliton*innen gibt es viele gute Gründe – aber auch gewisse Hürden
Autorin: Johanna Steuber
Nach den Prüfungen ist vor den Prüfungen und ein Blick auf die Menge des Lernstoffs eines Semesters löst immer wieder ein gewisses Unbehagen aus. Insbesondere diejenigen unter uns, die wie ich während des Semesters nicht die fleißigsten Studierenden sind, werden dieses flaue Gefühl im Magen kennen, wenn man beim Blättern durch die Seminarunterlagen nach Ende der Veranstaltungszeit auf diverse völlig unbekannte Begriffe stößt.
Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten mit diesem Unbehagen umzugehen. Manche spornt das Gefühl zu Höchstleistungen in der Prüfungsvorbereitungen an, andere sind so verunsichert, dass sie sich von der Prüfung erstmal abmelden. Eine weitere, vor allem aber auch viel sinnvollere Strategie ist der Zusammenschluss mit anderen verunsicherten Studis zu einer Lerngruppe. Was ist darunter eigentlich zu verstehen und handelt es sich dabei um ein erfolgreiches Konzept?
Ein Blick ins Internet bringt unterschiedliche Sichtweisen auf das Thema zutage. Unter der Überschrift Lerngruppen: hilfreich oder Zeitverschwendung?“ findet ihr auf dem Medizinerblog kenhub.com verschiedene Argumente aufgelistet.
Passend zum Fach wird hier erklärt, dass Lernprozesse, in denen es vor allem ums Auswendiglernen geht, in der Gruppe oft schwieriger sind, weil jeder Mensch seine eigenen Erinnerungs-Techniken hat, was z.B. die Reihenfolge beim Aufzählen von Unterkategorien eines Oberbegriffs angeht. Beim Wiedergeben von auswendig gelernten Fakten, ist man also in der Regel allein besser dran, als wenn man dies gemeinsam in der Lerngruppe versucht.
Allerdings geht es ja in vielen Fächern auch um Verständnisfragen und hier sind Lerngruppen eine sehr nützliche Institution. Ungeklärte Fragen lassen sich dort viel unkomplizierter loswerden, als beispielsweise in der Vorlesung oder gar bei einer Konsultation mit der Lehrperson. Durch gemeinsames Diskutieren und den Austausch über das Gelernte kommt man am Ende häufig auch zu einer befriedigenden und umfangreichen Antwort. Außerdem ist das Erklären von Wissen eine der besten Lernmethoden zur Verfestigung von Wissen. Nur was ich wirklich verstanden habe, kann ich auch anderen erklären. Und was ich einmal erklärt habe, setzt sich in der Regel auch im Gedächtnis fest.
Natürlich gibt es aber auch einige menschliche Aspekte, die das Projekt Lerngruppe zu einem (Miss-)Erfolgserlebnis werden lassen können.
Lerngruppen sollten laut dem Webportal UNICUM nicht größer als vier Personen sein. Dabei ist es wichtig, sich mit Personen zusammenzutun, mit denen man auch menschlich einigermaßen harmoniert. Andernfalls kann dies schnell zu den klassischen Problemen von Lerngruppen führen wie:
Die positive Energie in der Lerngruppe führt neben dem Lernerfolg auch zu weiteren vorteilhaften Effekten.
Das vereinbarte Treffen mit der Lerngruppe kann die Motivation und Freude bei der Vorbereitung eines Themas enorm steigern, weil es nicht nur einen konkreten terminlichen Anlass dafür gibt, sich mit dem unliebsamen Stoff auseinanderzusetzen, sondern auch, weil man seine Ausarbeitungen nicht nur für sich, sondern auch für andere erstellt.
Auch ich habe schon verschiedenste Erfahrungen mit Lerngruppen gesammelt, gerade dieses Semester wieder in Vorbereitung auf die Recht-Klausuren. Und obwohl unsere Gruppentreffen in nicht unerheblichem Maße für gemeinsames Kochen und Wein-Trinken genutzt werden, haben sie mir noch einen weiteren Vorteil von Lerngruppen vor Augen geführt: Sie geben einem das Gefühl, mit der Aufgabe nicht allein dazustehen. Man kann seine Bedenken mit anderen teilen und man verliert dabei nicht aus den Augen, dass das bestmögliche Bestehen der Prüfungen nicht immer das einzig Wichtige im Studium ist und auch nicht das, woran man sich später mal erinnert – sondern das sogenannte Studentenleben.
Also ja: Die Klausurenphase ist sicherlich kein Highlight, aber eben auch eine Erfahrung. Und ob ihr am Ende mit 2,0 oder 2,3 bestanden habt, fragt später eh keiner ;)